Gleichzeitig kommen immer weniger junge Menschen aufgrund der niedrigen Geburtenzahlen auf die Arbeitsmärkte, während in vielen Ländern der Welt ein Überangebot an jungen Fach- und Arbeitskräften herrscht. Minister und Regierungschefs aus Europa geben sich in Südamerika, Afrika und Asien die Klinke in die Hand. Die Zuwanderung ausländischer Arbeitskräfte soll schneller und vor allem mehr werden.
Generation Z und Babyboomer wollen nicht mehr und länger arbeiten
Mehr Zuwanderung ist der eine Hebel, um die Fachkräftelücke zu schließen. „Mehr und länger arbeiten“ sind die beiden anderen. Doch der Trend geht in die andere Richtung. Die Jüngeren, insbesondere die Generation Z, will weniger als ihre Eltern und Großeltern und die Älteren, vor allem die Generation der Babyboomer, will nicht länger arbeiten. „4-Tage-Woche“, „Work&Travel“ und „Workation“ lauten die Trendbegriffe der einen, „Frühverrentung“, „Altersteilzeit“ und „FIRE“ (Financial Independent, Retire Early) der anderen. Wirtschaftsverbände und Politik sind alarmiert und verstehen die Welt nicht mehr: Wer will noch freiwillig mehr arbeiten? Mit der Forderung „42 Stunden arbeiten und mit 70 in Rente gehen“ lassen sich weder Mitarbeiter noch Wähler gewinnen.
Steuerfreiheit für mehr Arbeit, auch nach der Rente!
Schweden hat bereits vor Jahren einen anderen Weg gewählt. Dort arbeiten die Menschen länger, feste Altersgrenzen gibt es nicht. Zwischen 61 und 67 Jahren entscheidet jeder Schwede / jede Schwedin selbst, wann er oder sie in Rente geht. Bis maximal 68 darf in Schweden gearbeitet werden. Ergebnis ist eines der höchsten durchschnittlichen Rentenalter, auch weil Überstunden und Mehrarbeit steuerlich besser gestellt werden. Für viele – Jüngere wie Ältere – ist Mehrarbeit offenbar finanziell zu wenig attraktiv. Ein radikaler Vorschlag, der beide Generationen belohnt und befriedet: Steuerfreiheit bei Mehrarbeit! Wer länger oder nach dem Rentenalter arbeitet, arbeitet steuerfrei. Die Debatte, ab wieviel Wochenstunden dies gelten soll, ist offen. So betrug in Deutschland beispielsweise die durchschnittliche Wochenarbeitszeit von Männern zuletzt gut 38, die der Frauen knapp 31 Stunden. Bei Müttern ist die Teilzeitquote besonders hoch und übersteigt die der Männer in Europa bis um das 10fache. Das faktische Renteneintrittsalter liegt in Europa im Schnitt bei 66 Jahren. Würden die 68-Jährigen genau so viel arbeiten wie die 64-Jährigen, würde allein Deutschland 2,5 Millionen Arbeitskräfte hinzugewinnen. Würden Frauen in Teilzeit nur wenige Stunden mehr arbeiten, läge der Zuwachs ebenfalls im Millionenbereich.
Steuerlich profitieren würden dann beispielsweise Mütter in Teilzeit und alle, die länger als 66 Jahre arbeiten. Mehr Menschen würden mehr und länger arbeiten, wenn sie bestimmen könnten, wann und wieviel sie arbeiten und wenn die Arbeit gut bezahlt wäre. Niemand würde bestraft, freiwillige Mehrarbeit belohnt und der Generationenvertrag gestärkt.