Kinder und Alte zuerst!

Kinder und Alte zuerst!

06. Januar 2021 · Dettlings Kolumne

Corona lehrt uns, worauf es im Kampf gegen eine Gesundheitskatastrophe ankommt. Zwei Gruppen gehören zu den Verlierern der Coronakrise: die Jungen und die Alten.

Den Wert einer Gesellschaft erkennt man daran, wie sie mit den Schwächsten umgeht. Das vergangene Jahr hat gezeigt, wie es um diesen Wert weltweit bestellt ist. Die sozialen und ökonomischen Folgen von monatelangen Kita- und Schulschließungen sind Bildungs- und Gesundheitsexperten zufolge für Kinder und Jugendliche verheerend. Tödlich ist Covid-19 vor allem für die Generation 70plus. In den meisten Regionen Europas kommt die überwiegende Mehrheit der Corona-Toten aus Pflege- und Altenheimen. Die Heime sind zu den gefährlichsten Hotspots der Coronakrise geworden.

Lernen von Asien

Das Ausmaß an organisierter Verantwortungslosigkeit sagt viel aus über den sozialen Zustand hochentwickelter Industrieländer. Aus der Pandemie ist längst eine „Syndemie“ geworden. Die Gesundheitskrise ist zur sozialen Katastrophe geworden. Europa ist es nicht gelungen, seine ältesten und jüngsten Bürger zu schützen, auch weil das Altersbild überwiegend negativ ist. Der Satz „Wir retten Menschen, die in einem halben Jahr sowieso tot wären“ hatte für den betroffenen deutschen Oberbürgermeister keine Folgen.  Asien ist dagegen auch deshalb erfolgreicher als der Westen im Kampf gegen das tödliche Virus, weil dort die Alten mehr wertgeschätzt werden. Eingriffe in die Privatsphäre durch Apps und Handyverfolgung wurden deshalb in Ländern wie Taiwan und Südkorea akzeptiert. Im Unterschied zu Schweden und Großbritannien hat kein asiatischer Staat das Modell der Herdenimmunität und damit hohe Fall- und Todeszahlen verfolgt. Die öffentliche Gesundheit hat in Asien einen höheren Stellenwert als in Europa, die Impfbereitschaft und die Nutzung von Schnelltests sind daher höher als in den eher individualistisch orientierten Ländern des Westens.

Wer das Alter wertschätzt, schätzt auch das Leben als Wert und nicht als Nutzenfaktor. Eine kinder- und altersgerechte Gesellschaft ist ein Wert für sich und entscheidet über den Wert einer Gesellschaft insgesamt. Die Frage, wie wir die Jüngsten und Ältesten in unserer Gesellschaft besser schützen und am Leben teilhaben lassen können, sollten wir in diesem neuen Jahr in den Mittelpunkt stellen. Corona lehrt uns: Nur eine Gesellschaft, die das Leben und Alter Aller schützt und ehrt, hat Zukunft. Sozial wie ökonomisch.

Service Service Service

Benötigen Sie weitere Informationen?

Sollten Sie hier nicht fündig geworden sein, kontaktieren Sie uns bitte. Wir werden Sie gerne persönlich beraten.

Kundenservice & Support

Das könnte Sie auch interessieren

Die Zukunft der Pflege: Care Society

Die Zukunft der Pflege: Care Society

18. März 2024 · Dettlings Kolumne

Alle wollen alt werden, aber niemand will es sein. „Alter“ ist zum Unwort geworden. Statt eine älter werdende Gesellschaft als Chance zu sehen, reduzieren wir den demografischen Wandel auf Überschriften wie „Pflegekatastrophe“ und „Kostenlawine“. Wie wollen wir in einer älter werdenden Gesellschaft leben? Über 90 Prozent der Älteren geben in Umfragen an, möglichst lange in […]

Weiterlesen

Zukunftslust statt Zukunftsmüdigkeit

Zukunftslust statt Zukunftsmüdigkeit

01. März 2024 · Dettlings Kolumne

Warum die neue industrielle Revolution zu mehr Chancen und Freiheiten führt als frühere Wir leben in einer Zeit der „Polykrise“. Klima, Krieg und andere Krisen machen etwas mit uns Menschen. Alte Gewissheiten wie immer mehr Wohlstand, ewiger Frieden und steigende Gesundheit sind erloschen. Der Philosoph und Politiker Antonio Gramsci hat Krisen als „Interregnum“ bezeichnet: die […]

Weiterlesen

Joy of Missing Out: Weniger macht Spaß!

Joy of Missing Out: Weniger macht Spaß!

09. Januar 2024 · Dettlings Kolumne

Gute Vorsätze sind schnell vergessen, vor allem, wenn sie das neue Jahr betreffen. Gute Trends halten länger. Zum Beispiel der Trend zum Weniger. Wir haben uns zu Weihnachten weniger geschenkt. Statt stundenlang Geschenke auszupacken hatten wir mehr Zeit für Spiele und Gespräche. Stressreduktion durch Verzicht wird zum Motto für die nächste Zukunft.

Weiterlesen