Quiet Quitting: Die stille Revolution

Quiet Quitting: Die stille Revolution

03. November 2022 · Dettlings Kolumne

Das Video des Users „zaidleppelin“ wurde bereist millionenfach aufgerufen: „Du kündigst die Vorstellung über die Mindestanforderung hinauszuarbeiten“. „Arbeit ist nicht dein Leben“, heißt es dort weiter, „dein Wert als Mensch definiert sich nicht über deine Produktivität“. Ein neues Schreckgespenst macht die Runde in den Unternehmen: „quite quitting“.

Die Rede ist von einer neuen Welle „stiller Kündigungen“. Statt laut den Dienst zu quittieren, leisten immer mehr Beschäftigte allenfalls noch Dienst nach Vorschrift. Die Gründe sind vielfach: der Wunsch nach mehr Work-Life-Balance, weniger Stress oder unzureichende Wertschätzung durch den Arbeitgeber. Laut Gallup gehören in den USA etwa 50 Prozent aller Arbeitnehmenden zu den „leise Kündigenden“. Drohen auch bei uns unengagierte und unzufriedene Belegschaften?

„Feierabend ist Feierabend“
Bitter für die Unternehmen ist es, wenn es sich bei den Betroffenen nicht nur um die rund 10 Prozent „Low Performer“ handelt, sondern auch jene, die täglich ihre „Extrameile“ gehen und sich in den gemeinsamen Erfolg reinhängen. Überstunden, flexible Arbeitszeiten und Aufgaben, die nicht im Vertrag stehen, werden von den „quite quitters“ abgelehnt. Stattdessen gilt die Devise „Feierabend ist Feierabend“. Aus Unzufriedenheit wird nur noch eine geringere Arbeitsleistung erbracht. Statt sie zu beschimpfen, sollten moderne Arbeitgeber ihnen besser zuhören und lernen. Der US-amerikanische Startup-Berater Ed Zitron rät Arbeitgebern: „Wenn du willst, dass Leute außergewöhnliches Engagement zeigen, dann biete ihnen etwas dafür! Zeigt ihnen einen direkten Weg von ‚Ich gebe mein Bestes‘ hin zu ‚Ich werde dafür belohnt‘.“

Über-Wertschätzung statt Über-Stunden
Mehrarbeit gehört für immer mehr Arbeitnehmer zum neuen Normal. Allein in Deutschland haben zuletzt 4,5 Mio. Menschen Überstunden geleistet, das sind 12 Prozent aller Beschäftigten. Ein Drittel von ihnen haben mehr als 15 Stunden die Woche zusätzlich gearbeitet. Fast ein Viertel der Überstunden wurden nicht bezahlt. Die Angst vor Burnout hat seit der Corona-Pandemie massiv unter den Beschäftigten zugenommen. Das Thema „psychische Gesundheit“ hat sich zur größten Herausforderung im betrieblichen Gesundheitsmanagement gewandelt.

Modernes Personalmanagement beginnt mit guter Führung. Es geht um Feedback, Orientierung und die richtigen Instrumente. Im Dialog und auf Augenhöhe Grenzen ziehen, Prioritäten ziehen und Überlastungen vermeiden. Mit „stiller Kündigung“ hat quite quitting nichts zu tun. Es geht vielmehr um Identifikation mit dem Unternehmen, um Bindungen und Beziehungen. Je höher das aktive Commitment, desto stärker geht das Engagement des Beschäftigten über das im Arbeitsvertrag geregelte Verhalten hinaus. Die Antwort auf „Quite Quitting“ ist „Working Out Loud“ (WOL): Das eigene Verhalten für andere so sichtbar machen, dass andere davon lernen können. „Quite Quitter“ laut stellen heißt auf eine gesündere und nachhaltigere Arbeitswelt zu setzen. Und das möglichst laut.

Service Service Service

Benötigen Sie weitere Informationen?

Sollten Sie hier nicht fündig geworden sein, kontaktieren Sie uns bitte. Wir werden Sie gerne persönlich beraten.

Kundenservice & Support

Das könnte Sie auch interessieren

Das Ende des Silicon Valley und der Anfang von etwas Neuem

Das Ende des Silicon Valley und der Anfang von etwas Neuem

17. März 2023 · Dettlings Kolumne

Für einen kurzen Moment war sie wieder da: die Angst vor einer neuen globalen Finanzkrise. Ausgelöst hat sie die Krise der Kryptowährungen und der Zusammenbruch der Silicon Valley Bank Anfang März. Zu den Ursachen gehört eine anhaltende Innovationskrise der Tech-Unternehmen. US-Gründerstar und Branchenkenner Peter Thiel warnt seit Jahren vor einer technologischen Stagnation und fordert ein neues Zukunftsversprechen.

Weiterlesen

Entdecken Sie unsere neue MyGlobality-App!

Entdecken Sie unsere neue MyGlobality-App!

02. März 2023 · Service

Rechnungen einreichen, weltweit einen Arzt oder ein Krankenhaus in der Nähe finden und Kontakt zu unserem Kundenservice aufnehmen – die MyGlobality-App bietet unseren Versicherten viele nützliche Funktionen. Unsere neue, komplett überarbeitete App ist ab sofort über Google Play oder im App Store von Apple verfügbar.

Weiterlesen

Mehr arbeiten! Warum wir Mütter und Babyboomer brauchen

Mehr arbeiten! Warum wir Mütter und Babyboomer brauchen

21. Februar 2023 · Dettlings Kolumne

Erinnern Sie sich noch an die Ära der (Massen-)Arbeitslosigkeit vor 20 Jahren? Heute stehen wir vor einer neuen Ära: der Arbeiterlosigkeit. Der Mangel an Arbeitskräften wird zur größten Wachstumsbremse in Europa.

Weiterlesen