Die Rede ist von einer neuen Welle „stiller Kündigungen“. Statt laut den Dienst zu quittieren, leisten immer mehr Beschäftigte allenfalls noch Dienst nach Vorschrift. Die Gründe sind vielfach: der Wunsch nach mehr Work-Life-Balance, weniger Stress oder unzureichende Wertschätzung durch den Arbeitgeber. Laut Gallup gehören in den USA etwa 50 Prozent aller Arbeitnehmenden zu den „leise Kündigenden“. Drohen auch bei uns unengagierte und unzufriedene Belegschaften?
„Feierabend ist Feierabend“
Bitter für die Unternehmen ist es, wenn es sich bei den Betroffenen nicht nur um die rund 10 Prozent „Low Performer“ handelt, sondern auch jene, die täglich ihre „Extrameile“ gehen und sich in den gemeinsamen Erfolg reinhängen. Überstunden, flexible Arbeitszeiten und Aufgaben, die nicht im Vertrag stehen, werden von den „quite quitters“ abgelehnt. Stattdessen gilt die Devise „Feierabend ist Feierabend“. Aus Unzufriedenheit wird nur noch eine geringere Arbeitsleistung erbracht. Statt sie zu beschimpfen, sollten moderne Arbeitgeber ihnen besser zuhören und lernen. Der US-amerikanische Startup-Berater Ed Zitron rät Arbeitgebern: „Wenn du willst, dass Leute außergewöhnliches Engagement zeigen, dann biete ihnen etwas dafür! Zeigt ihnen einen direkten Weg von ‚Ich gebe mein Bestes‘ hin zu ‚Ich werde dafür belohnt‘.“
Über-Wertschätzung statt Über-Stunden
Mehrarbeit gehört für immer mehr Arbeitnehmer zum neuen Normal. Allein in Deutschland haben zuletzt 4,5 Mio. Menschen Überstunden geleistet, das sind 12 Prozent aller Beschäftigten. Ein Drittel von ihnen haben mehr als 15 Stunden die Woche zusätzlich gearbeitet. Fast ein Viertel der Überstunden wurden nicht bezahlt. Die Angst vor Burnout hat seit der Corona-Pandemie massiv unter den Beschäftigten zugenommen. Das Thema „psychische Gesundheit“ hat sich zur größten Herausforderung im betrieblichen Gesundheitsmanagement gewandelt.
Modernes Personalmanagement beginnt mit guter Führung. Es geht um Feedback, Orientierung und die richtigen Instrumente. Im Dialog und auf Augenhöhe Grenzen ziehen, Prioritäten ziehen und Überlastungen vermeiden. Mit „stiller Kündigung“ hat quite quitting nichts zu tun. Es geht vielmehr um Identifikation mit dem Unternehmen, um Bindungen und Beziehungen. Je höher das aktive Commitment, desto stärker geht das Engagement des Beschäftigten über das im Arbeitsvertrag geregelte Verhalten hinaus. Die Antwort auf „Quite Quitting“ ist „Working Out Loud“ (WOL): Das eigene Verhalten für andere so sichtbar machen, dass andere davon lernen können. „Quite Quitter“ laut stellen heißt auf eine gesündere und nachhaltigere Arbeitswelt zu setzen. Und das möglichst laut.