Die Arbeitswelt nach Corona wird menschlicher

Die Arbeitswelt nach Corona wird menschlicher

18. September 2020 · Dettlings Kolumne

Nach Schätzungen des World Economic Forum sind zwei Drittel der heutigen Berufe im Jahr 2035 unbekannt. Die neuen Berufe werden komplexer und kommunikativer sein als die heutigen. Anstatt des Fabrikarbeiters, der mit seinen bloßen Händen arbeitet, braucht es in Zukunft viele Techniker, Wissenschaftler, Spezialisten, Servicekräfte und Designer, die Prozesse und Abläufe steuern, kontrollieren, entwerfen oder verändern.

Darüber hinaus wertet die zunehmende Automatisierung jene Jobs, die Menschen nur von Menschen ausgeübt sehen wollen: Schon heute verzeichnen die sogenannten »Caring«-Jobs rund um die Bereiche Pflege, Gesundheit und Erziehung weltweit enorme Wachstumszahlen. Aus Kohlekumpels werden Krankenpfleger, aus Außendienstmitarbeiterinnen werden Marketing-Fachkräfte, aus Paketpackern Servicedienstleister. Corona wird diesen Wandel ebenso beschleunigen wie die Digitalisierung. Plötzlich waren nicht Banker und Unternehmer systemrelevant, sondern Ärztinnen, Pfleger, Polizisten, Verkäuferinnen und Nachbarn. Auf sie waren wir in den Monaten der Pandemie täglich angewiesen.

Innovationen schaffen mehr Jobs als sie zerstören

Der Corona-Effekt zeigt: In der Regel schaffen technologische Innovation mehr Jobs als sie zerstören. Und zwar aus einem einfachen Grund: Wird eine Aufgabe automatisiert, sodass sie schneller und billiger erledigt werden kann, steigt meist die Nachfrage nach menschlichen Arbeiten, die noch nicht automatisiert wurden. Die Automatisierung hat also auch einen befreienden Effekt – sie überführt menschliche Tätigkeiten in höhere Komplexität und emanzipiert uns von stupider, monotoner Arbeit. Das historische Beispiel hierfür ist der Wandel in der Landwirtschaft vor 200 Jahren. Viele Menschen haben zu Beginn der Industrialisierung ihren Beruf als Bauer verloren und mussten in die Städte ziehen, um dort in den neuen Fabriken zu arbeiten. Diese Veränderung fiel ihnen sicherlich nicht leicht, und besonders geliebt werden die Menschen ihre neuen Jobs auch nicht haben. Doch die Arbeit auf dem Acker war beschwerlich und entsagungsreich, im Vergleich dazu waren die neuen Jobs meist sicherer, besser bezahlt und schlicht auch weniger vom Wetter abhängig. Durch den Einsatz von Maschinen wurden Millionen von Menschen von harter körperlicher Arbeit befreit, konnten ihre Bildung erhöhen, ihr Leben besser organisieren und ihre sozialen und familiären Beziehungen vielfältiger leben. Automatisieren lassen sich nur normierte und routinierte Tätigkeiten. Die Herausforderung für den Menschen wird deshalb darin bestehen, immer einen Schritt über den Automaten zu stehen. Auf der anderen Seite gibt es genug Bereiche, in denen es sogar ethisch geboten ist, den Robotern das Feld zu überlassen, etwa bei der Räumung von Landminen, der Entschärfung von Bomben oder bei der Wartung von radioaktiv hoch belasteten Bereichen in Kernkraftwerken. Auch bei körperlich schweren, gesundheitsgefährdenden, stupiden oder mühsamen Arbeiten sind wir oft froh, wenn sie Maschinen erledigen.

Die neuen Werte sind Lebensqualität, Solidarität und Sinn

Maschinen, Roboter und Künstliche Intelligenz werden uns Menschen nicht überflüssig machen. Wir müssen Tätigkeiten und Jobs definieren, die unseren emotionalen, sozialen und geistigen Ansprüchen und Erwartungen entsprechen, sie aufwerten und besser bezahlen. Wir stehen vor einer neuen Entwicklungsstufe der Arbeitsgesellschaft; ihre Währung sind Werte, Lebensqualität, Solidarität und Sinn.

Die Arbeitswelt nach Corona wird durch Empathie bestimmt und ermöglicht uns allen, Frauen wie Männern, selbstbestimmter, selbstorganisierter und freier Beruf, Familie und Leben miteinander zu verbinden. Corona hat uns gezeigt, dass wir Menschen die Weichen stellen und nicht das Virus. Die nächste Normalität wird eine andere sein als die frühere. Die Zukunft der Arbeitswelt hat gerade erst begonnen.

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