Das Ende des Silicon Valley und der Anfang von etwas Neuem

Das Ende des Silicon Valley und der Anfang von etwas Neuem

17. März 2023 · Dettlings Kolumne

Für einen kurzen Moment war sie wieder da: die Angst vor einer neuen globalen Finanzkrise. Ausgelöst hat sie die Krise der Kryptowährungen und der Zusammenbruch der Silicon Valley Bank Anfang März. Zu den Ursachen gehört eine anhaltende Innovationskrise der Tech-Unternehmen. US-Gründerstar und Branchenkenner Peter Thiel warnt seit Jahren vor einer technologischen Stagnation und fordert ein neues Zukunftsversprechen.

Der Generationenvertrag, wonach es den Jüngeren einmal besser gehen wird als ihren Eltern, sei auf beiden Seiten des Atlantiks aufgekündigt. Alternde Gesellschaften wie die europäischen stehen vor enormen Verteilungskonflikten. Ihr Vorbote sind die jüngsten Streiks in Frankreich und Deutschland. Langfristig lösen werden sich die Konflikte nur lassen, wenn der Kuchen, den es zu verteilen gibt, größer und nicht kleiner wird. Das Problem: immer weniger Menschen in der westlichen Welt glauben, dass mehr ökonomisches Wachstum mehr materiellen Wohlstand und eine bessere Zukunft für die nächste Generationen bedeuten.

Eine neue Zukunftsvision setzt sich erst dann durch, wenn sie eine Zukunft verspricht, die besser ist als die Gegenwart und wenn sie von einer größtmöglichen Zahl von Menschen geglaubt wird.

3 Szenarien: Theokratie, Überwachung oder die grüne Welt

Wenn Europa in die Zukunft schaut, sieht es in den Augen von Peter Thiel drei Szenarien: eine islamistische Theokratie, in der jede Frau gezwungen wird, eine Burka zu tragen. Das zweite Szenario ist der Überwachungskommunismus a la China oder der Überwachungskapitalismus aus dem Silicon Valley – ein Staat oder eine Welt, in dem jede menschliche Bewegung jederzeit von einer zentralen Künstlichen Intelligenz überwacht wird. Im dritten Szenario fahren wir alle Fahrrad und ernähren uns vegan – Gretas grüne Welt. Das grüne Szenario ist beruhigend, solange es unseren Alltag nicht stört und beunruhigend, wenn wir an die nächsten 10, 20 Jahre denken, wenn der Planet sehr wahrscheinlich heißer sein wird. Gretas Bullerbü wollen wir alle, ihre Panik vor der Zukunft will niemand.

Vielleicht fehlt dem dritten Szenario der grünen Welt eine Variante, ein viertes Szenario? Eine „Grüne Welt plus“: pragmatisch, possibilistisch und partnerschaftlich. Eine Zukunftsvision, die sich nicht nur als europäisches Projekt einer Minderheit, sondern als Plan für eine globale Mehrheit definiert. Eine Zukunftsvision als Win-Win für den Norden wie den Süden. Pragmatisch wäre ein solches Zukunftsprojekt, weil es aus vielen kleinen Schritten und Puzzlestücken besteht. Possibilistisch, weil durch diese die Welt spürbar besser werden KANN und partnerschaftlich, weil auch die Verlierer des Klimawandels etwas davon haben müssen, bei uns wie im Rest der Welt. Die Mission der neuen Zukunftsvision einer „Grünen Welt +“ ist das Lösen konkreter Probleme, wie sie die Vereinten Nationen mit ihren 17 Nachhaltigkeitszielen definiert.

Für die Mission braucht es Staat und Wirtschaft. Die Finanzkrise konnte nur durch staatliches Eingreifen und Garantien überwunden werden. Zur Lösung der Klimakrise wird es ebenfalls mehr Staatshilfe brauchen. Der Green New Deal ist das bekannteste und teuerste Paket, mit dem Europa Wirtschaft und Gesellschaft in die emissionsfreie Zukunft führen will. Der Inflation Reduction Act der USA hat das gleiche Ziel. Aus dem einstigen Wohlstandsversprechen wird ein Zukunftsversprechen. Die nächste Zukunft entsteht in vielen Orten und Tälern, nicht nur im Silicon Valley.

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